Der Nonkonformist

 

Ja. Ich bin Nonkonformist.

 

Ich halte mich nicht an Regeln. Unterwerfe mich nicht dem Leistungsprinzip unserer Gesellschaft. Derartige Bestimmungen gelten für mich nicht. Ich bin anders.

Ich laufe keinen Bussen hinterher.

 

Neulich bekam das mein Chef zu spüren. Der hatte doch tatsächlich die Stirn, mich aufzuwecken. Der bekam was zu hören! Ich erläuterte ihm meine Lebensmaxime.

„Find ich gut, was sie machen“, sagte er eingeschüchtert, „weiter so. Sie sind entlassen!“ Dieser Arsch.

 

Nein, ich bin anders. Ich halte mich nicht an die von MTV vorgegebenen Schönheitsideale. Ganz bewußt habe ich mir einen Bierbauch und eine Hornbrille zugelegt und putze mir nicht mehr die Zähne. Das sagte ich auch der Blondine in der Disco. „Schön für dich“, sagte sie, „aber deswegen geh ich trotzdem nicht mit dir ins Bett.“ Blondinen...

 

Ihr merkt schon: Der Kampf eines Nonkonformisten ist ein einsamer. Eben weil wir anders sind. Die Welt ist noch nicht bereit für uns. Würde mich doch nur jemand aufgrund meines flammenden Engagements für die Sache lieben, für mein hehres Gedankengut.

 

OK, neulich habe ich eine kennengelernt, die mich dafür liebte. Aber das war so ein fettes Walroß mit Hornbrille und Mundgeruch. Absolut unerotisch. Ich mußte mich ganz schön anstrengen, sie loszuwerden.

 

Dann schenkten mir meine „Freunde“ einen Fallschirmspringkurs. Ich weiß genau, daß sie mich damit nur niedermachen wollen. Aber nicht mit mir

 

Als wir im Flugzeug sind, erkläre ich meinem Fallschirmlehrer:“ Ich bin Nonkonformist! Sie brauchen sich keine Mühe zu geben! Die Gesetze der Schwerkraft werde ich nicht anerkennen!“ Er nickt aufmunternd, als er mich mit einem Tritt aus der Luke befördert.

 

„Du glaubst ja wohl nicht, daß ich dich öffne“, raunze ich den Fallschirm an.

Doch er schweigt nur. Versucht mich zu verhöhnen.

 

„Na warte“, denke ich mir, kurz vor dem Aufprall, „wie werden ja sehen, wer zuletzt lacht!“

 

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